Die Studiengruppe für Politik und Völkerrecht untersucht seit Jahren die aktuellen rechtlichen und praktischen Fragen des Volksgruppen- und Minderheitenschutzrechts. Ihre Fachtagung vom 23. bis 25. Februar 1994 in Bonn-Bad Godesberg widmete sich neuen Tendenzen in der Entwicklung des Minderheitenrechts und der Lage der deutschen Volksgruppen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Die nunmehr in schriftlicher Fassung vorgelegten Referate befassen sich einleitend mit dem Stand der Entwicklung des europäischen Volksgruppenrechts nach der Wiener Gipfelkonferenz und mit der Bedeutung der Minderheitendeklaration der Generalversammlung der Vereinten Nationen für die deutschen Volksgruppen in Mittel- und Osteuropa. Der Schwerpunkt liegt dann auf der Entwicklung des Minderheitenrechts in Mitteleuropa. So wird der rechtliche und praktische Vollzug der Nachbarschafts- und Freundschaftsverträge mit Polen, Ungarn, Rumänien und der Tschechischen Republik dargestellt. Im Zentrum der Entwicklung steht nach wie vor das Nachbarland Polen. Inhalt und Umfang der Verpflichtungen gemäß Artikel 20 Absatz 2 des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vom 17. Juni 1991 werden im Hinblick auf den internationalen Standard für Minderheiten analysiert, ferner das Minderheiten- und Volksgruppenrecht in Polen in seinen wechselnden Abläufen zwischen 1919 und 1994 geschil- dert. Ein besonderes Augenmerk gilt aber auch der Entwicklung in Deutschland: Die Lage der Volksgruppen in Deutschland wird skizziert und die geplante, jetzt aber gescheiterte Grundgesetzänderung bezüglich der Achtung der Identität ethnischer, kultureller und sprachlicher Minderheiten einer eingehenden Analyse unterzogen.